Nein, ein Motivationsschreiben ist nicht dasselbe, wie ein Anschreiben in einer Bewerbung. Ein Motivationsschreiben ist eine zusätzliche Seite, die oft auch als “Dritte Seite” bezeichnet wird. Und genau an diese Stelle gehört sie auch - an dritter Stelle nach Anschreiben und Lebenslauf. Das Motivationsschreiben sollte nicht länger als eine DIN A4 Seite sein und die wichtigsten Daten, Motivationen und Kompetenzen von dir als Bewerber übersichtlich darstellen. Ein formeller Aufbau ist hier nicht vorgegeben. Es geht vielmehr darum, mehr über deine Motivation zu erfahren und um Einblick in deine Persönlichkeit zu erlangen. Außerdem hast du die Möglichkeit, genauen Bezug auf das Unternehmen zu nehmen und zu zeigen, dass du, wie die Faust aufs Auge in dieses Unternehmen passt.
Ein Motivationsschreiben kann bei der Bewerbung um einen Ausbildungs- oder Studienplatz verlangt werden, wenn du dich um ein Stipendium bewirbst, ein Auslandssemester oder ein Praktikum machen möchtest oder auch, wenn es “richtig losgeht” und du dich um eine Stelle in einem Unternehmen bewerben möchtest.
Das Schreiben ist grundsätzlich nur notwendig, wenn es ausdrücklich verlangt wird. Andernfalls ist es ein freiwilliger Zusatz, der dir hilft zu zeigen, wie wichtig dir der Job, der Studiengang oder die Ausbildung ist. Du zeigst, dass du dich eingehend mit dem Unternehmen oder der Uni/Fachhochschule auseinandergesetzt hast, zeigst Eigeninitiative und machst etwas, was ein Großteil der anderen Bewerber nicht macht. Somit kannst du einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Wohl vor allem, wenn es um eine Stelle geht, bei der die Konkurrenz groß ist - denn dann ist es besonders wichtig, aus der Masse hervorzustechen. Auch wenn du dich um eine Führungsposition bewirbst, ist ein Motivationsschreiben natürlich gern gesehen. Außerdem ist ein Motivationsschreiben eine gute Idee, wenn es noch wichtige, zusätzliche Informationen zu dir und deiner Person zu sagen gibt, die im Lebenslauf und Anschreiben aber keinen Platz gefunden haben. Auch wenn du dich um eine kreative Stelle bewirbst, kannst du mit einem Motivationsschreiben deine Kreativität bereits zusätzlich unter Beweis stellen. Auch bei Arbeitsstellen, bei denen ein hohes Maß an Motivation wichtig ist - wie z.B. im sozialen Bereich - können Motivationsschreiben den Unterschied machen.
Wie der Name schon sagt, sollst du im Motivationsschreiben natürlich über deine Motivation sprechen. Welche Ziele möchtest du in Zukunft erreichen? Und inwieweit eignet sich diese Stelle, das Studium oder die Ausbildung, um diese Ziele zu erreichen? Welche Argumente gibt es, dass ausgerechnet du diesen Platz oder diese Stelle haben solltest?
Welche Erfolge und Erfahrungen konntest du vielleicht in der Vergangenheit bereits erreichen bzw. sammeln? Welche Stärken und Soft Skills hast du? Was kannst du dem Unternehmen bieten? Und wie passt du mit deiner Motivation und deiner Person ins Team?
Versuche auf Fragen, wie diese einzugehen. Bleibe dabei strukturiert und komme auf den Punkt. Vermeide Floskeln, die vollkommen unnötig sind.
In den folgenden Abschnitten gehen wir auf den Aufbau eines Motivationsschreibens ein. Wie gesagt, gibt es keinen formellen Aufbau für das Motivationsschreiben - abgesehen vom Briefkopf. Sei also kreativ und lass dir etwas einfallen - natürlich so, dass es auch zur Stelle und dem Rest deiner Bewerbung passt.
Nutze genug Absätze im Text und formatiere wichtige Stellen fett, damit sich das Motivationsschreiben gut scannen lässt. Auch ein Motivationsschreiben aus reinen Bullett Points ist denkbar. Der Vorteil ist, dass alles übersichtlich ist und du im Prinzip auch nicht der Superheld der Formulierung sein musst. Passe aber auf, dass trotzdem deine Persönlichkeit genug zum Ausdruck kommt und du deine Stärken und Erfahrungen trotzdem irgendwie beweisen kannst. Ein Mix aus Fließtext und Bullet Points ist eine super Idee, um z.B. bestimmte Stärken, Erfolge, deine Motivation oder Qualifikationen auf den Punkt zu bringen.
In den Briefkopf gehört, wie bei einem normalen Anschreiben, dein Name, deine Adresse, deine Telefonnummer und deine E-Mail-Adresse. Auf die Adressdaten des Unternehmens oder der Uni kannst du verzichten. Aber das Datum des Schreibens sollte nicht fehlen.
Nutze auch auf jeden Fall eine Überschrift oder eine Betreffzeile in deinem Motivationsschreiben. Mit dieser Überschrift solltest du den Personaler neugierig machen. Das schaffst du z.B. mit einer Frage wie
“Sie fragen sich, warum Sie mich in Ihrem Team benötigen?”
oder einer Aussage wie
“Die Motivation hinter meiner Bewerbung”
“Diese Aspekte sollten Sie über mich wissen”.
Wie in einem normalen Bewerbungsanschreiben, solltest du auch im Motivationsschreiben eine Grußformel nutzen. Nenne hier möglichst den Namen des Ansprechpartners und vermeide ein “Sehr geehrte Damen und Herren” - denn du willst ja zeigen, dass du dich tatsächlich mit dem Unternehmen auseinandergesetzt hast.
Ein absolutes No-Go ist es, dein Motivationsschreiben mit einer Floskel wie “Hiermit bewerbe ich mich auf die Stelle XY” zu beginnen. Der 1. Satz entscheidet darüber, ob der Personaler weiterliest oder nicht. Mit so einem Satz bringst du ihn eher zum Gähnen. Mach neugierig und lade dazu ein weiterzulesen. Zeige dein Interesse am Unternehmen. Komm direkt auf den Punkt und nutze keine unnötigen Floskeln.
Im Hauptteil des Motivationsschreibens solltest du ein paar Fragen beantworten, die zeigen, dass du genau die oder der Richtige für den Job, Studien- oder Ausbildungsplatz, das Stipendium, das Praktikum oder auch den Auslandssemesterplatz bist.
Um es etwas übersichtlicher zu gestalten, habe ich nachfolgend, mögliche Fragen aufgelistet und nach der Art der Bewerbung sortiert - also ob du dich für einen “richtigen” Job, ein Praktikum oder auch einen Studienplatz bewirbst.
Grundsätzlich ist wichtig, dass du dich bei dem Motivationsschreiben direkt auf das Unternehmen oder entsprechend die Uni etc. beziehst. Verwende auf gar keinen Fall ein Standardmotivationsschreiben - erinnere dich, du möchtest aus der Masse hervorstechen.
Struktur ist außerdem das A und O. Springe z.B. nicht zwischen Fähigkeiten und Zielen oder persönlicher und beruflicher Motivation hin und her.
Bedanke dich beim Leser für das Interesse - immerhin hat er bis hierhin durchgehalten ;) Vermeide die Nutzung des Konjunktivs mit Sätzen wie “Ich würde mich auf eine Antwort freuen.” Damit zeigst du nur Unsicherheit. Trete selbstsicher auf und schreibe “Ich freue mich auf Ihre Antwort.” oder noch besser “Ich freue mich auf eine Einladung zum Bewerbungsgespräch.” Beende das Motivationsschreiben mit deiner Unterschrift.
Checke auf jeden Fall noch einmal deine Rechtschreibung und Grammatik. Lass es am besten nochmal von jemandem Korrekturlesen, der fit ist in der deutschen Rechtschreibung und Grammatik. Wenn wir einen Text stundenlang erstellen und ihn schon zig-mal gelesen haben, werden wir oftmals “blind” und überlesen Kleinigkeiten. Darum ist ein zweites Paar Augen Gold wert.
Auch wenn ich mich wiederhole: Entferne alle Floskeln, die unnötig sind. Vermeide Konjunktiv-Sätze, die Unsicherheit bewirken. Entferne Füllwörter, die nicht benötigt werden.
Frage dich außerdem, ob es aus Personaler-Sicht einen Grund gibt, diese dritte Seite zu lesen oder ob es vielleicht doch nur eine Wiederholung aus Lebenslauf und Anschreiben ist. Wenn das der Fall sein sollte, dann lass diese Seite lieber weg. Es sei denn, es wird explizit danach gefragt. Dann schau nochmal, ob du einige Dinge umformulieren oder deine Qualifikationen, Erfolge und Stärken mit Beispielen belegen kannst.
Last but not least - passt das Motivationsschreiben zum Rest der Bewerbung? Ja? Dann ab mit der kompletten Bewerbungsmappe zur Post bzw. schick alles per E-Mail ab. Ich drücke dir die Daumen.
Was denkst du?